Tarbeker Moor, Fortsetzung

Auch das übrige Gebiet des Tarbeker Moores ist für Erholungssuchende wegemäßig gut erschlossen. So gibt es einen Rundweg um die Staubereiche herum und Anschlusswege, die in Richtung Blunk, nach Alt Erfrade und nach Tensfeld führen.


Zauberhaft liegt dieses besondere Moor unmittelbar an die Blunkerbach-Niederung angrenzend und zählt zu den besonders schützenswerten FFH-Gebieten (nach Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) unserer Region. Es erfährt mit diesem Status seit 2007 den gesetzlichen Biotopschutz und konnte sich seit 1992 durch Wiederherstellungs- und Erhaltungsmaßnahmen zu einem wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere zurückentwickeln. Das Tarbeker Moor genießt darüber hinaus den europäischen Schutzstatus im ökologischen Netz NATURA-2000. Mit diesem europaweiten Verbund von Schutzgebieten werden die natürlichen Lebensräume und gefährdeten wildlebenden Tiere und Pflanzen in den Mitgliedsländern der Gemeinschaft erhalten. Die Bedeutung dieses Lebensraumes ist dabei jedoch nicht ausschließlich naturschutzfachlicher Art. Wichtige Funktionen zeigen sich insbesondere auch in pädagogischer, gesellschaftlicher, kultureller und ästhetischer Sicht. Mit diesem Naturerbe müssen wir verantwortungsbewusst umgehen.

 

Zwischen Blunk und Tensfeld, etwa 10 km nördlich von Bad Segeberg gelegen, gehört der südliche Teil des Moores zur Gemeinde Blunk und ist Teil des großen Naturparks Holsteinische Schweiz. Im Norden gehören ca. 45 ha zur Gemeinde Tensfeld und im äußersten Westzipfel zählt ca.1ha zur Gemeinde Tarbek.

 

Das Moor entstand, nachdem sich die Gletscher der Weichsel-Eiszeit zurückgezogen hatten, in einem durch Schmelzwasser gebildeten Urstromtal vor ca. 12.000 Jahren. Als Hochmoor - oder auch Regenmoor - bezieht es seinen Wasserüberschuss allein durch Niederschläge.

Im 20. Jahrhundert wurde das Hochmoor fast vollständig industriell abgetorft. Mittels Bahntrassen und Loren wurde der Torf zu einem am nordöstlichen Rand gelegenen Torfwerk transportiert. Noch bis Anfang der 1990er Jahre wurden, nun vor allem für gärtnerische Zwecke, die oberen Torfschichten abgefräst, bevor zwischen 1990 und 1992 Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt wurden, bei denen es darum ging, das Moor durch Wiedervernässung in einen naturnahen Zustand zurückzuführen.

Dieser Prozess dauert an, und inzwischen lassen sich wieder viele moortypische Tier- und Pflanzenarten entdecken: Die wallartig aufragenden Torfbänke werden von verschiedenen Torfmoosen besiedelt, die besonders wichtig für die Bildung eines Hochmoores sind. In diesen nährstoffarmen Zonen wachsen auch der Rundblättrige Sonnentau, die rosafarbene Glockenheide und das Weiße Schnabelried. Im nährstoffreicheren Übergangsmoor konnten sich Sumpf-Calla, Flatterbinse und der gelbblühende Wasserschlauch ausbreiten.

 

Neben der Bedeutung des Tarbeker Moors als Lebensraum für besondere Pflanzen des Hochmoores und des Übergangsmoores wird es durch die zunehmende Vernässung auch gern von Vögeln wie Bekassinen, Krickenten und Zwerg- und Rothalstauchern zum Brüten genutzt. Auch gefährdete Libellenarten wie die Hochmoor-Mosaikjungfer, die Nordische Moosjungfer oder die Winterlibelle finden wieder einen Lebensraum an den flachen Randzonen der Torfstichgewässer.

Fischotter erobern sich ebenfalls das Tarbeker Moor mit seinen vielen Kleingewässern und den unverbauten, strukturreichen Ufern nach und nach zurück.

 

Gerade der Fischotter zeigt deutlich, wie wichtig auch die Verbindung zu den umliegenden Gewässern und Naturräumen ist, denn er benötigt Wanderkorridore, die es ihm ermöglichen, auch weiter entfernt liegende fischreiche Gewässer aufzusuchen. So steht das Tarbeker Moor im Osten über die Tensfelder Au in direkter Verbindung mit dem Schwentinesystem und im Westen ist das Moor mit der Blunkerbach-Niederung als einem herausragenden Verbundkorridor mit den FFH-Gebieten Trentmoor und der Hamdorfer Binnendüne bis zur Trave hin verbunden. Diese Biotopverbundkorridore ermöglichen Vielfalt und Artenreichtum für wildlebende Tiere und Pflanzen, wenn es uns gelingt, diese Lebensräume insgesamt naturnah zu entwickeln, zu schützen und zu bewahren.

 

Denn wie alle Moore erfordert auch das Tarbeker Moor durch seine extremen Bedingungen in Bezug auf den Wasser- und Nährstoffhaushalt enorme Anpassungsleistungen für alle hier lebenden Arten. Gerade die hochspezialisierten Pflanzen- und Tierarten, die die für Moore so charakteristischen Lebensgemeinschaften bilden, sind außerhalb der Moore nicht überlebensfähig. Mit der Renaturierung der Moore in Schleswig-Holstein erobern sich diese besonderen Arten ihren Lebensraum zurück und wir sollten alles tun, um diese sensiblen und wertvollen Ökosysteme vor schädigenden Eingriffen wirkungsvoll zu schützen.

 

Schutzgebietsbetreuer Tarbeker Moor

Nils Kuhnert-Schumacher

nils.kuhnert@blunkerbach-sh.de

0162 7221386


Share by: